Eine Gruppe Menschen wandert in einem trockenen Flussbett vor einer Bergkette.
Exkursion der CIPRA mit EU-Parlamentskandidat*innen im Graswangtal Foto: Henriette Adolf
EU-Parlamentskandidat*innen im Graswangtal

Schutz alpiner Ökosysteme

Eine von CIPRA Deutschland organisierte Exkursion von deutschen Alpin- und Umweltorganisationen mit Kandidat*innen der Europawahl zeigte geschützte Naturräume bis hin zu grenzüberschreitenden Naturschutzprojekten. Das Anliegen der Umweltschützer*innen war, den Kandidat*innen der Europawahl ein Bewusstsein für die Errungenschaften und die offenen Baustellen der EU mit auf Ihren Weg ins EU-Parlament zu geben.

Acht der unter dem Dach von CIPRA Deutschland versammelten Alpin- und Umweltorganisationen luden die EU-Parlamentskandidat*innen am 29.4.24 ins Graswangtal zu einer gemeinsamen Exkursion ein. Ziel war es, den Politiker*innen den Wert des Naturschutzes und die Bedeutung der EU-Gesetzgebung näherzubringen. Die Umweltorganisationen fordern von den zukünftigen EU-Parlamentarier*innen eine konkrete Auseinandersetzung mit den Auswirkungen und Defiziten der EU-Gesetzgebung auf den Naturschutz.

Sie betonen die Notwendigkeit widerstandsfähiger Ökosysteme, auch in intensiv genutzten land- und forstwirtschaftlichen Flächen, und fordern Rückendeckung für das Restoration Law sowie die Unterstützung und Umsetzung bestehender EU-Regelungen wie beispielsweise Natura 2000 oder der Wasserrahmenrichtlinie. Darüber hinaus drängen sie auf eine konsequente Umsetzung des EU Green Deal und heben die Bedeutung naturbasierter Lösungen im Klimaschutz hervor. Gleichzeitig warnen die Organisationen vor dem Einfluss völkisch-nationalistischer und rechtsextremer Ideologien im Naturschutz und plädieren für ein Engagement im Naturschutz im Einklang mit Demokratie und Menschenrechten.

Diese Exkursion war eine einzigartige Gelegenheit für uns als Umweltorganisationen, den Kandidat:innen für das EU-Parlament die konkreten Auswirkungen, aber auch Defizite der EU-Gesetzgebung auf den Naturschutz vor Ort zu zeigen und unsere Erwartungen an die Politik nahe zu bringen. Wir sind stolz darauf, die bedeutenden Fortschritte im Naturschutz in den Bayerischen Alpen demonstrieren zu können und freuen uns über das Interesse und Engagement der Kandidatinnen und Kandidaten.
- Axel Doering, Präsident von CIPRA Deutschland

Am 29.4.2024 fand eine erfolgreiche Exkursion der CIPRA Deutschland unter der Beteiligung mehrerer Alpin- und Umweltorganisationen statt, die es sich zum Ziel gesetzt haben, Kandidat*innen für das EU-Parlament die beeindruckenden Errungenschaften des Naturschutzes in den Bayerischen Alpen näherzubringen. Die Veranstaltung bot einen fachkundigen Einblick in die geschützten Naturräume der Region, welche positiven Auswirkungen die EU-Gesetze auf den bayrischen Naturschutz ausüben können und verdeutlichte die Bedeutung grenzüberschreitender Zusammenarbeit im Naturschutz.

Um die multiplen Krisen unserer Zeit zu lösen brauchen wir wiederstandfähige Ökosysteme, nicht nur in Schutzgebieten sondern vor allem auch in intensiv genutzten land- und forstwirtschaftlichen Flächen. Das EU-Wiederherstellungsgesetzt sollte stärker als bisher den Zustand geschädigter Ökosystem verbessern, es steckt leider noch im EU-Ministerrat fest. Die Europawahl am 9. Juni ist eine Schicksalswahl, denn die EU ist Richtungsweisend für den zukünftigen Natur- und Umweltschutz.
- Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz Bayern

Die Exkursion begann mittags in Graswang, wo Vertreter*innen von acht Organisationen (CIPRA Deutschland, BUND Naturschutz in Bayern, Deutscher Alpenverein, Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern, NaturFreunde Deutschlands Landesverband Bayern, Protect Our Winters Germany, Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal, Verein zum Schutz der Bergwelt) die Kandidat*innen willkommen hießen. Gemeinsam machte sich die Gruppe auf den Weg entlang der durch die Schneeschmelze während der Exkursion beeindruckend anwachsenden Linder in Richtung Bergwald und begleitete die lokalen Experten Michael Schödl vom LBV und Joachim Mark vom BN, die die Bedeutung von Natur- und Bergwäldern als Schutzgebiete erläuterten.

EU-Regelungen wie Natura2000 oder auch das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur entsprechen voll und ganz den Überzeugungen des DAV: Naturschutz und eine naturverträgliche Nutzung sind gemeinsam möglich, wenn sich alle Beteiligten konstruktiv einbringen. Von den Europaabgeordneten erwarten wir, dass sie sich für den Erhalt und die Umsetzung dieser Regelungen einsetzen.
- Wolfgang Arnoldt, Vizepräsident des DAV

Während der Wanderung wurden verschiedene Ökosysteme mit hoher Biodiversität auf kleinstem Raum erkundet, wobei besonderes Augenmerk auf Projekte wie Natura 2000 und INTERREG gelegt wurde, die maßgeblich zur Erhaltung der Landschaft beitragen. Ein Abstecher in das Ettaler Weidmoos unter der Leitung von Martin Kleiner vom BN bot Gelegenheit, die Rolle von Mooren als CO2-Senken zu verstehen und über die grenzüberschreitende Vernetzung mit Tirol zu diskutieren.

Die EU hat ihre Position als globaler Vorreiter in der Klimapolitik durch den EU Green Deal unter Beweis gestellt, insbesondere durch das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden. Wir, als Repräsentanten der Outdoorsport-Gemeinschaft, fordern das nächste EU-Parlament dazu auf, sich seiner größten Aufgabe bisher zu stellen, an ambitionierten Maßnahmen festzuhalten und ihre Umsetzung nicht zu verzögern.
- Mats Mosel, POW-Koordinator

Abschließender Höhepunkt der Veranstaltung war eine Diskussion der Kandidat*innen und Vertreter*innen der Umweltorganisationen über Themen wie das Nature Restoration Law der EU, die Bedeutung erneuerbarer Energien im Einklang mit dem Naturschutz und die Herausforderungen des Klimaschutzes in den Alpen.

Naturbasierte Lösungen ("nature based solutions") im Klimaschutz sind technischen Lösungen vorzuziehen, wie beispielsweise der Erhalt des Bergwalds für den Erosionsschutz oder von Feuchtgebieten (Feuchtwiesen, Moore, Flussauen) als Retentionsräumen bei Starkregenereignissen. Gleichzeitig fungieren insbesondere Wälder und intakte Moore als natürliche CO2-Senken. Der Erhalt dieser Biotoptypen lohnt sich nicht nur für den Klimaschutz, sondern auch in finanzieller Sicht. Die Ausblendung des Naturschutzes beim Ausbau der Erneuerbaren Energien halten wir daher für einen fatalen Fehler.
- Dr. Sabine Rösler, 1. Vorsitzende des Vereins zum Schutz der Bergwelt

Die Veranstaltung endete mit einem Ausblick auf zukünftige Initiativen und die weitere Zusammenarbeit zwischen den Umweltorganisationen und den künftigen EU-Parlamentarier*innen im Bereich des Naturschutzes auf regionaler und europäischer Ebene.

Wir müssen wachsam sein, wenn sich völkisch-nationalistische und rechtsextreme Ideologien im Umwelt- und Naturschutz verstecken. Das Ziel: Engagement im Naturschutz muss Hand in Hand gehen mit dem Engagement für Demokratie und Menschenrechte.
- Christine Eben, NaturFreunde

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